Museum der Deutschen Spielzeugindustrie

mit Trachtenpuppen-Sammlung

Sonderausstellung "Zeiten-Wechsel"

1920er-Jahre

In den 1920er-Jahren hatten die Kinder im Vergleich zu heute sehr wenig Spielzeug, außer sie kamen aus reichem Hause. Eine Puppe besaß dennoch fast ein jedes Mädchen und ein Fahrzeug ein jeder Junge. Spielzeug wurde in der Familie von den Eltern und Verwandten oftmals selbst hergestellt, vor allem Holzspielzeug sowie Puppenkleider und Puppenzubehör. 

Brettspiele gab es in der Weimarer Republik ebenfalls bereits: Mensch ärgere dich nicht zum Beispiel, aber auch Mühle, Halma oder Schach. 

Das ganze Jahr über wurde in erster Linie jedoch im Freien gespielt: Ob fangen, hüpfen, verstecken, Murmeln schussern oder Ball- und Reifenspiele, die Kinder vergnügten sich zusammen auf der Gasse oder im Grünen. Im Sommer standen auch das gemeinsame Baden im See und im Winter das gemeinsame Rodeln sowie die Schneeballschlacht auf dem Programm. 

Nachfolgend zeigen wir Ihnen Objekte aus der Sonderausstellung "Zeitenwechsel", die sowohl das Spielen an sich als auch die Lebenswelt der 1920er-Jahre betreffen. 

Hinweis: Bei allen Produkten, die auf dieser Seite erwähnt und vorgestellt werden, handelt es sich um unbezahlte Werbung. 


#exponat | Puppe der Zukunft

Bébé l' Avenir - die Puppe der Zukunft, eine historische Spielpuppe aus den frühen 1920er-Jahren.

Die Puppe trägt ein Papieretikett am Arm, auf dem in Deutsch, Spanisch und Englisch steht, dass sie "unzerbrechlich" und "leicht" sei und damit ganz klar die "Puppe der Zukunft".

Unzerbrechliche Puppen herzustellen war nämlich für lange Zeit ein Puppenfabrikanten-Traum.

Die 46 cm große Gliedergelenkpuppe hat einen aus Pappe geprägten Kurbelkopf. Auch Körper und Beine sind aus Pappe und mit Stoff kaschiert.
Die Arme wurden aus Holz gedrechselt, die Hände aus Papiermaché gedrückt.

Die Puppe kommt aus der Fabrik der Gebrüder Süßenguth in Neustadt bei Coburg.


#exponat | Werfpuppe mit Nachzieh-Tier

Auf dem Bild seht ihr eine Werfpuppe aus den 1920er-Jahren, die in Neustadt bei Coburg gefertigt wurde.

Der Puppenkopf ist aus Pappe geprägt und der Stoffkörper ist gestopft. Dadurch handelt es sich bei Werfpuppen um ideale Spielpuppen, denn bei dieser Art von Puppe geht so schnell nichts kaputt.

Ein beliebtes Spielzeug der Zwanziger Jahre war auch das Spielzeug-Pferd. Dieses konnte man sogar an einer Schnur hinter sich herziehen.


#exponat | Diwanpuppe

¡Hola!

Bei dieser Puppe handelt es sich um eine Diwanpuppe in spanischer Tracht mit Musikwerk.

Sie ist um 1925 entstanden und aus Stoff, Pappe und Filz gefertigt. Bekleidet ist sie mit einer traditionellen spanischen Tracht mit einem Spitzenkopftuch über einem Steckkamm. In der Hand hält die Spanierin eine Laute aus Holz mit bunten Bändern.


#exponat | Laufpuppe

Hier seht ihr eine französische Laufpuppe aus den 1920er-Jahren.

Das besondere an dieser Puppe ist vor allem ihre Größe, denn diese ist mit 83 cm wirklich beachtlich. 

Wie kann die Puppe nun laufen?
Die Puppe verfügt über einen Kippmechanismus: Hält man die Puppe auf dem Boden stehend leicht schräg, geht das Bein, das in der Luft ist, vor. Die Puppe "läuft".


#machmit | Ahoj-Brause

Die Geburtsstunde des beliebten Brausepulvers schlägt im Januar 1925 in Stuttgart:

Der Kaufmann Theodor Beltle entdeckt einen einfachen Limonadengrundstoff, der sich mit frischem Wasser in sekundenschnelle zu einem schmackhaften Erfrischungsgetränk mischen lässt.

Die ersten beiden Geschmacksrichtungen waren Zitrone und Orange - allerdings noch nicht in Pulverform, sondern als Brausetablette.

Erst Anfang der 1930er-Jahre löst die Brause in Pulverform die Trinktablette ab. Außerdem kommen die beiden neuen Geschmacksrichtungen Waldmeister und Himbeere hinzu - das heute noch klassische Brause-Quartett ist geboren. Und auch der sympathische Matrose lächelt von nun an von den Tütchen.

Ihr wollt Euch auch einen leckeren Brause-Cocktail machen, dann schaut einfach unter www. ahoj-brause.de/rezepte - dort findet ihr viele leckere Rezepte zum Nachmachen.


#machmit | Kaba-Muffins

Hättet ihr gedacht, dass Kaba schon über 90 Jahre alt ist?

Kaba wurde in Bremen von Ludwig Roselius erfunden, dem Inhaber der Firma Kaffee Hag, und 1929 auf den Markt gebracht.

Kaba - der Plantagentrank - steht übrigens für "Kakao- und Bananenpulver". 

Wir haben zum Nachmachen eine tolle Rezeptidee: leckere Schokomuffins mit Kaba Kakaopulver - das Rezept findet ihr unter www.kabawelt.de


#machmit | Sütterlin

Mach mit!
Wir schreiben wie in den 1920er-Jahren. Wer kann unsere Nachricht lesen?

In den 1920er-Jahren lernten die Kinder in der Schule die Sütterlin-Schrift.

Sütterlin ist eine im Jahr 1911 im Auftrag des preußischen Kultur- und Schulministeriums von Ludwig Sütterlin entwickelte Ausgangsschrift für das Erlernen von Schreibschrift in der Schule. In den 1920er-Jahren wurde die Sütterlin-Schrift nach und nach im gesamten Deutschen Reich unterrichtet. 1941 wurde die Schrift von den Nationalsozialisten verboten und die lateinische Schrift wurde die "Normalschrift". 

Hier findet ihr noch mehr Infos zu Sütterlin oder ihr könnt auch Euren Namen in Sütterlin schreiben.


#machmit | Frottage

Malen wie Max Ernst - mach mit! 

Max Ernst (1891-1976) war ein Künstler, dessen Werke dem Stil Dadaismus und Surrealismus entsprechen.
1925 entdeckte er das künstlerische Potential zweier Verfahren für die Bildende Kunst, nämlich die Frottage und Grattage.

Das Wort Frottage kommt von dem französischen Verb "frotter", das "(ab)reiben" bedeutet.
Und genau das passiert bei dieser Technik: man reibt mit einem Bleistift Strukturen auf ein Stück Papier ab.
Max Ernst hat diese Technik perfekt beherrscht und ganze Landschaften und Fantasiewesen derart erschaffen. 

Ihr könnt diese Technik auch zuhause ausprobieren: Wir haben für unser Bild vor allem Dinge aus der Spielwarenwelt genommen, wie Bauplatten, Puzzleteile oder Spielkarten - aber auch ein Obstnetz, Pappeformen und getrocknete Orangenscheiben. 

Eine Schrittfür-Schritt-Anleitung findest du hier.

Viel Spaß beim Nachmachen.


#machmit | Grattage

Die Grattage (franz. gratter - abkratzen) ist eine Übertragung der Frottage auf die Ölmalerei. Unter den Malgrund können Gegenstände gelegt werden, deren Relief sich auf den Malgrund überträgt und so den Farbabtrag beeinflusst.
Entwickelt wurden beide Techniken - Frottage und Grattage - 1925 von Max Ernst.

Insgesamt stellen Frottage und Grattage Techniken dar, die dem Bestreben des Künstlers entgegenkommen, mit fremden Materialien zu arbeiten und dabei eigene, direkte Malerei zu vermeiden.

Anleitung:

  • Male bunte Streifen mit Wachsmalkreide auf ein weißes Papier.
  • Male mit schwarzer Wachsmalkreide quer darüber das Blatt voll.
  • Kratze mit einem Zahnstocher bunte Bilder oder Formen ins Papier.

Viel Spaß.


#spiel | Elfer raus

Dieses Kartenspiel tauchte 1925 erstmals im Katalog der Firma Hausser auf. Nach dem Konkurs der Firma Hausser im Jahr 1983 vertreibt nun heute Ravensburger das beliebte Spiel. 

Ziel des Spiels ist es, durch kontinuierliches Ablegen als Erster keine Karten mehr auf der Hand zu haben.

Dank der einfachen Regeln und des hohen Spielreizes begeistert "Elfer raus!" alle Kartenspiel-Freunde bereits seit über 90 Jahren.


#spiel | Fang den Hut

Dieses Spiel kam 1927 das erste Mal auf den Markt und wird damals wie heute von Ravensburger herausgegeben - ein richtiger Spieleklassiker.

Bei dem Spiel "Fang den Hut" kommt es darauf an, die eigenen Hütchen über die der Mitspieler zu stülpen und in das eigene "Nest" zu bringen.

Das Grundspiel ist bis heute nahezu unverändert auf dem Markt - früher waren die Hütchen aus Pappe, heute sind sie aus Kunststoff.


#spiel | Tipp Kick

Erfunden wurde das Tipp-Kick-Spiel vom Stuttgarter Möbelfabrikanten Carl Mayer, der das Spiel 1921 zum Patent anmeldete.

Der Schwenninger Exportkaufmamn Edwin Mieg erwarb 1924 die Lizenz und entwickelte die Spielidee zur Marktreife.

Auf der Leipziger Spielwarenmesse 1926 war Mieg mit seinem "Tipp Kick" quasi bereits vertreten - allerdings nicht mit einem Stand in der Messe (zu teuer), sondern mit einem davor. 

1938 baute Edwin Mieg ein eigenes Fabrikgebäude in Schwenningen. Die Spielfiguren aus Zink konnten nun in der eigenen Fabrik gegossen werden.

Nach dem Tod von Edwin Mieg 1948 übernahmen seine Söhne Peter und Hansjörg die Firma - die WM von 1954 bedeutete für "Tipp-Kick" der Durchbruch. 180.000 wurden allein in diesem Jahr verkauft. 

"Tipp-Kick" entwickelte sich stets weiter, ob Bundesliga, Werbebanner oder Frauenfußball - die Firma Mieg (TIPP-KICK) aus dem Schwarzwald hat den Anschluss an die Zeit nie verloren.


#literatur | Emil und die Detektive

"Emil und die Detektive. Ein Roman für Kinder" ist ein 1929 erschienener Roman von Erich Kästner.

Zum ersten Mal darf Emil allein nach Berlin fahren. Seine Großmutter und die Cousine Pony Hütchen erwarten ihn am Blumenstand im Bahnhof Friedrichstraße. Aber Emil kommt nicht. Während die Großmutter und Pony Hütchen noch überlegen, was sie tun sollen, hat Emil sich schon in eine aufregende Verfolgungsjagd gestürzt. Quer durch die große fremde Stadt, immer hinter dem Dieb her, der ihm im Zug sein ganzes Geld gestohlen hat. Zum Glück bekommt Emil bald Unterstützung: von Gustav mit der Hupe und seinen Jungs.

In dem Buch werden Humor, Abenteuer und Milieuschilderung von Kästner bunt gemischt. Der neuartige Ton der Geschichte regte die Kinderliteratur an. Zuvor waren Bücher für Kinder fast durchgehend märchenhaft, moralisierend oder beides zugleich.


#literatur | Tim und Struppi

Erkennt ihr, welches Buch unsere Museumspädagogin Alexandra Taschner in Händen hält?  

Genau, Tim und Struppi - denn auch diese beiden haben bereits ihren 90. Geburtstag gefeiert und stammen somit auch aus den 1920er-Jahren.

Am 10. Januar 1929 erschien in der Zeitschrift "Le Petit Vingtième" die erste Folge von "Tintin", des wohl einflussreichsten europäischen Comics.

Der Belgier Hergé (1907-1983) schrieb und zeichnete die humoristischen Abenteuercomics bis zu seinem Tod.

Was machte "Tintin" (so heißt das belgische Original) so erfolgreich?
Die Stärken des Comics liegen sicherlich im subtilen Humor und den Slapstick-Elementen, den rasanten Abenteuern, finsteren Schurken und exotischen Schauplätzen sowie dem klaren Zeichenstil. 

Die Anfänge der Comic-Reihe sind mit Vorsicht zu genießen, da die ersten drei Abenteuer voller Klischees und Vorurteile sind. Aber spätestens mit seinem Meisterwerk "Der blaue Lotus" (1934) fängt Hergé auf einzigartige Art und Weise den Zeitgeist ein. Zudem sind Hintergründe und Schauplätze seiner Geschichten ausgezeichnet recherchiert, die Geschichten durchdacht und originell sowie die Zeichnungen realistisch bis ins Detail. 

Dem deutschsprachigen Publikum wurde "Tim und Struppi" am 2. Februar 1952 im Hamburger Abendblatt vorgestellt. 


#musik | Comedian Harmonists

"Mein kleiner grüner Kaktus steht draußen am Balkon hollari, hollari, hollaro"

Nun ist sicher jedem die Melodie hierzu gleich im Ohr, oder?

Dieses Lied stammt von den Comedian Harmonists, wie auch so manch anderer Klassiker, wie "Veronika, der Lenz ist da", "Ein Freund, ein guter Freund" oder "Wochenend und Sonnenschein".

Gegründet haben sich die Comedian Harmonists zur Jahreswende 1927/1928 in Berlin. Vorbild waren "The Revelers", ein äußerst erfolgreiches amerikanisches Volkal-Quartett in den 1920er-Jahren.

In Deutschland erobern die Comedian Harmonists als A-capella Ensemble rasch die Bühnen des Landes. Doch der große Erfolg machte die sechs jungen Männer, darunter drei Juden, blind für die politischen Veränderungen im Land. Nach Hitlers Machtübernahme und dem 1934 ausgesprochen Auftrittsverbot für Juden standen die Comedian Harmonists vor dem Aus.


#musik | Marlene Dietrich

Sie gehört zu den wenigen deutschen Schauspielerinnen, die internationale Bedeutung erlangten - Marlene Dietrich.

Sie war aber nicht von Anfang an ein Star, sondern musste vielmehr den mühseligeren Weg nehmen. In den 1920er-Jahren bekam sie zunächst kleine Rollen auf der Bühne und im Film - und auch in Tanzrevuen tritt sie auf. 

Ihr Kindheit und Jugend war von Anfang an musikalisch geprägt: 1901 wird sie als Marie Dietrich in Schöneberg bei Berlin geboren und erhält eine standesgemäße Erziehung, in der bereits viel Wert auf die musikalische Ausbildung gelegt wird. 

Während ihres Internatsaufenthalts in Weimar (1918-1921) erhält sie eine Ausbildung zur Konzertgeigerin und setzt anschließend ihre Ausbildung an der Berliner Hochschule für Musik fort. Allerdings bricht sie diese wegen einer Sehnenentzündung ab und spricht 1922 unter dem Namen "Marlene Dietrich" in der Schauspielschule des Deutschen Theaters vor.

Erste kleinere Rollen folgen, aber der große Durchbruch gelingt erst mit "Der blaue Engel" 1930, als sie die Hauptrolle der "Lola Lola" erhält.
In dem Film singt sie z.B. auch das Lied "Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt" und macht es durch ihre Interpretation weltberühmt.

Foto: Public domain, via Wikimedia Commons